Brief 87: Applaus bitte! American Spirit kommt per Zoom in deinen Lockdown

Liebe Schreibende in Zeiten von Covid19,

Applaus ist so wichtig. Und so selten. Die grandiose Siegesrede von Kamala Harris (was für eine Frau!) hat mich inspiriert, wieder mal darüber nachzudenken, wie wichtig Applaus für das Schreiben ist. Und wie selten. Im writers´studio applaudieren wir immer, nachdem ein Text vorgelesen wurde. Auch in unseren Web-Workshops applaudieren wir mit unseren realen Händen und nicht (nur) mit dem stummen Applaus-Hände-Symbol.

Wenn wir applaudieren, dann heißt das: Danke fürs Vorlesen, Danke für den Mut, Danke für das Vertrauen in uns, achtsame Zuhörer*innnen, Danke fürs Teilen deines Textes, Danke fürs Dasein in diesem gemeinsamen Schreibraum, Danke, dass du dich mit einem unfertigen Text öffnest und uns teilhaben lässt an deinem Denk-, Lern- und Schreibprozess.

Joan Bolker schreibt in ihrem phänomenalen Essay „A Room Of One´s Own is Not Enough”, dass es besonders für Frauen an Universitäten (gerade auch in den höheren Stufen der wissenschaftlichen Hierarchie) wichtig sei, Schreiben & Publizieren aus dem einsamen und einzelkämperischen Raum zu holen. Wenn Frauen sich zwischen sozialer Verbundenheit (connectedness) und Publikation entscheiden müssen, dann wählen sie – unbewußt – eher ersteres. Deswegen heißt Frauen beim Schreiben zu unterstützen, Schreibprozesse und  -räume zu schaffen, in denen soziale Verbundenheit möglich ist, ja gefeiert wird. Unsere Aufgabe als Leiter*innen von Schreibzentren (wie Bolker es lange in Harvard war) und Schreibtrainer*innen ist es : “to make it possible for them to do this not alone, but within structures and settings that support their effort, and applaud their industry and their successes, and allow them to strengthen connections.” (Bolker 1997, S. 198, in: Writer´s Home Companinon. Ed. By Joan Bolker).
Applaud their industry, wie ich diese Formulierung liebe.

In meinem Buch-Beitrag „A Weekly Dose of Applause“* schrieb ich über unsere wissenschaftlichen Schreibmarathons (vgl. auch mein Buch „Frei geschrieben, Kapitel 17). Jede Woche beim „Check-in“-Treffen haben wir viel geklatscht, wenn die Schreiber*innen ihre Schreib-Lauffiguren auf unserem Chart wieder um ein paar Seiten-Kilometer nach vor rückten. Wie´s sich´s halt gehört für einen Marathon, da wird geklatscht, wenn die Läufer*innen vorbei ziehen. Klatschen, um anzufeuern, um zu zeigen, wir sind da und sehen dein Tun, deine Energie, deine Erfolge Schritt um Schritt.
(*In: Writing groups for doctoral education and beyond: theory and practice, edited by Claire Aitchison and Cally Guerin)

Und nun steht da die wunderbare Kamala Harris und fragt, was ihre Position als erste Frau und als erste Farbige im Amt als American Vize President für Frauen und Mädchen bedeutet, gerade auch für schwarze Frauen, die viel zu oft übersehen werden. „They are the backbone of our democracy“, sagt sie und danach an die Kindern – jedes Geschlechts – gerichtet: Die Botschaft dieses Wahlsiegs der Demokraten sei:

Dream with ambition,
lead with conviction,
and see yourself in way that others may not,
simply because they have never seen it before.
But and know, that we will applaud you on every step of the way”

Tobender Applaus im (maskierten) Publikum,  Tränen der Rührung.
Aber.
Ist das so, können wir das erwarten als Schreibende, dass uns applaudiert wird auf jedem Schritt unseres Weges? Dass wir gesehen werden, auch wenn wir was ausprobieren, was uns unsicher macht, neu ist, frisch, nackt?
Jedenfalls und immer im writers studio.

Auch online.

In den Lockdown hinein möchte ich euch folgende unserer Web-Workshops ans Herz legen
, wo wir uns per Zoom zum Schreiben inspirieren, uns gegenseitig Texte vorlesen und lautstark applaudieren:

Und jetzt kommts: Für alle, die direkt den amerikanischen Spirit, dieses freundliche, aktiv zuhörende, applaudierende Belgeiten der Schreibprozesse erleben wollen, direkt und live aus Amerika, haben wir Web-Workshops mit amerikanischen Kolleginnen geplant. In unseren neuen CALLING AMERICA-Workshops wird Englisch gesprochen, aber da immer eine writers´studio-Kollegin dabei ist, kannst du auf Deutsch schreiben und auf deutschsprachige Texte Feedback bekommen!

  • The Language of Dreams – Poetry of the Soul. Mit Victoria Rabinowe aus Santa Fe  & Johanna Vedral, Start: 4. Dez.

Für die, die einfach nicht genug kriegen können vom Applaus und der Schreibinspiration, gibt´s noch Plätze in unseren Lehrgängen Passion Writing und Schreibkompetenz fürs Business, als Web- oder als Präsenzversion, oder als Mischung…

Ich grüße euch aus dem Lockdown mit dem neu aufgefrischten Spirit des anderen Amerika – des Spirits, der ohnehin immer in meinem Herzen und dem des writers studio wohnt,

Judith

PS:  Wir halten weiterhin in sehr kleinen Gruppen und mit großem Abstand, mit Masken und Lüftung Präsenz-Workshops, z.B. gibt es noch Platz im Wochentags-Writers´Tricks (Start: 24.Nov.) und bei Journal to the Self ab 3. Dez.

 

AKTUELL IM WRITERS´STUDIO

1. Restplätze:

  • WEB-Workshop Roman/Krimi entwickeln – Mit Cliffhanger, rotem Hering & Co Spannung aufbauen, Start: 13. Nov.
  • Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken in Wien 09, Start: 24. November
  • Web-Workhshop Writers‘ Tricks – In den Schreibfluss eintauchen & schriftlichen Ausdruck stärken, Start: 27. November (Gruppe 2)
  • Journal to the Self – 18 Methoden für mehr Abwechslung, Tiefe und Perspektive im täglichen Schreiben nach Kathleen Adams, Center for Journal Therapy, Denver, USA in 1090 Wien, ab 3. Dezember
  • WEB-Workshop Journal to the Self – 18 Methoden für mehr Abwechslung, Tiefe und Perspektive im täglichen Schreiben nach Kathleen Adams, Center for Journal Therapy, Denver, USA, ab 3. Dezember
  • Web-Workshop Calling America! The language of dreams – Poetry of the Soul mit Victoria Rabinowe aus Santa Fe zu Gast bei Johanna Vedral

2. Lehrgänge

3. Schreibtreffs im writers´studio