Brief 137: Ich bin Kettenleserin. (Meine aktuellen Buchtipps)

Liebe Schreibende, liebe Lesende!

Ich lese, lese, lese. Ich lese – also bin ich. Lebe. Denke. Verstehe. Empfinde. Ich lese viel. Verschlinge Bücher, eines nach dem anderen. Falle genussvoll in andere Welten, Zeiten, Perspektiven. Kann dabei komplett aus aktuellen Unklarheiten der Welt und meines Lebens aussteigen, loslassen und anderswo einsteigen. Wann ich lese? In Zügen, in der Mittagspause, vor dem Einschlafen abends, jeden Tag. Ich lese auch regelmäßig den „New Yorker“, diese phänomenale und umfangreichen Wochenzeitschrift, die gerade hundertjähriges Bestehen feiert: sehr lange Artikel über Kunst, Kultur, Gesellschaft. Zusätzlich lese ich Bücher, eines nach dem anderen. Ich bin also Kettenleserin.

Jetzt gerade habe ich begonnen Gabriële“ von Anne Berest zu lesen. Die Autorin des großartigen autofiktionalen RomansDie Postkarte“ hat nun gemeinsam mit ihrer Schwester, Claire Berest, einen biografischen Roman über ihre unbekannte Urgroßmutter geschrieben hat: Gabriële Buffet-Picabia, geboren 1881, war Musikerin, Komponistin, Dadaistin und Ehefrau des Malers Francis Picabia. Sie wurde vergessen, nicht nur in der Familie, auch in der Welt.

Dieser biographische Roman schließt gut an das großartige Buch Marseille 1940: Die große Flucht der Literatur“ von Uwe Wittstock an, das ich davor gelesen habe. Eine Bekannte in Berlin hat davon geschwärmt, wie extrem spannend es geschrieben ist. Ich habe auf der Zugfahrt von Berlin nach Wien in einem durch dieses so berührende und weltenöffnende Sachbuch über die hunderten von Autoren und Autorinnen, Künstler und Künstlerinnen, die 1940/41 über Marseille von den Nazis geflüchtet sind, gelesen. Über das großartige „Emergency Rescue Committee“, angeführt von dem jungen Journalisten Varian Fry aus New York und der reichen Aktivistin Mary Jayne Gold aus Chicago. Sie haben mit ihrem Team alles, aber auch wirklich alles, in Bewegung gesetzt, um hunderte Menschen zu retten. Ein Must-Read-Page-Turner! (Siehe dazu auch die wunderbare Netflix-Serie Transatlantic!)

Ich sehe nun eine direkte Verbindung zwischen den Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe: Vor „Marseille 1940“ las ich Marlene Streeruwitz neuen Roman „Auflösungen: eine österreichische Literatin, Mitte 50, lebt als Vortragende der NYU im Jahr 2024, kurz vor Trumps Wiederwahl, in Manhattan. Schon lange bin ich ein großer Fan von Streeruwitz, ihrer eigenwilligen, prägnanten Sprache, ihrer Weise, sich mit einer Art „Stream of Consciousness“ in die Denk- und Sprechweisen ihrer Protagonistinnen hineinzuversetzen. Radikal weibliche Sichtweisen. Nun auf Amerika, auf ein Leben im Uni-Prekariat, auf die liebenswert schrägen New Yorker, auf weibliches Begehren & Altern in Zeiten von Online-Dating. Und das geliebte New York in Zeiten politisch-gesellschaftlicher Auflösungen.

Für mich ist Marlene Streeruwitz eine neue Virginia Woolf. Dieser Roman kann in der Tradition von „Mrs. Dalloway“ gesehen werden. Virginia Woolfs berühmte Figur Mrs. Dalloway geht durch das London der 1920er Jahre, Streeruwitz Figur durch das Manhattan der 2020er Jahre. Sie gehen beide die Straßen einer Großstadt auf und ab und denken sich in die Weite, in ihre Vergangenheiten und Zukünfte als Frauen ihrer Zeit.  

Vor diesem literarischen Roman, der, wie Streeruwitz in einem Interview sagte, durchaus autobiografische Züge trägt, da sie selbst sehr viel Zeit in New York verbracht hat, las ich ein Memoir. Aber auch dieses bewegt sich – wie die allermeisten Memoirs – zwischen den Genres. Und wieder spielt das Buch zwischen Europa und Amerika:  Die englische Umwelt- und Klimajournalistin Doreen Cunningham beschreibt in „Soundings“* ihre langjährige innige Beziehung zu Grauwalen. Als Forscherin, als Reisende und als alleinerziehende Mutter eines Kleinkindes. Eine Hauptgeschichte des Buches erzählt davon, wie sie in einer schweren Krise mit ihrem zweijährigen Sohn die Küste von Mexiko bis Alaska entlang der Walrouten gereist ist, um Walmütter mit Wal-Babys zu sehen. Dabei erfahren wir wie nebenbei viel über die faszinierenden Grauwale und den schlimmen Zustand der Meere. Der andere Erzählstrang geht an den Anfang ihrer sehr persönliche Beziehung zu Walen der indigenen Bevölkerung Alaskas, mit der Cunningham als junge Journalistin einige Monate im „ewigen“ Eis verbracht hat und sich in einen Inupiaq-Mann verliebt hat. Eine dreifache Love Story also:  Die Liebe zu Walen, einem ungeplanten Kind und einem Mann aus einer anderen Kultur. In Zeiten der Klimakrise. (*Die deutsche Übersetzung heißt Der Gesang in den Meeren.)

Gut, das also ist meine aktuelle Leseliste. Ich kann all diese Bücher sehr empfehlen. Wenn du selbst einen biografischen, literarischen oder autobiografischen Roman oder ein berührend-spannendes schlaues Buch zu einem Sachthema schreiben willst, dann komm in einen unserer Zoom-Lehrgänge:
Passion Writing: Mit Anna Ladurner & Ana Znidar in Kunst, Handwerk & Community des literarischen & autofiktionalen Schreibens eintauchen. Start: Nov. 2025
Memoir Book: Aus ausgewählten Erfahrungen & Erkenntnissen ein literarisch spannendes Buchprojekt entwickeln. Start: Nov. 2025
Schlaue Bücher spannend schreiben! Von der Idee zum publizierten Ratgeber / Know-how-Buch / Lieblingsbuch deiner Zielleser:innen.  Mit Judith Wolfsberger. Start: Februar 2026

Du kannst bei unserem Open House per Zoom kostenlos und unverbindlich in diese Lehrgänge reinschnuppern:
Am Samstag, 20. September bieten wir von 9 bis 18 Uhr Kurzworkshops zur freien Wahl. Am Abend davor, Freitag, 19. September geben wir eine Podiumsdiskussion zu KI & Kreativität.
Am Sonntag nach dem Open House, 21. September, kannst du bei unserem neuen Sunday Morning Write-In kostenlos dabei sein.
(Du kannst dich jetzt schon zu allen drei Teilen des Open House-Wochenendes anmelden!)

Das writers´studio steht an einer Schwelle in eine neue Ära. Wir freuen uns, dass wir – vorwiegend per Zoom** – weiterhin außergewöhnlich sanfte und bestärkende Schreib-Workshops für euch anbieten können. Eure baldigen Anmeldungen für die Lehrgänge und die einzeln buchbaren Workshops helfen uns sehr.

Danke und lest gut!

Judith

**PS: In einem realen Raum in Wien treffen wir uns weiterhin an jedem zweiten Samstag des Monats zum fabelhaften Salon Margareten. Wir freuen uns, dass wir von nun an im „Gretl“ am Einsiedlerplatz 7 (1050 Wien) zu Gast sein dürfen. Kommt einfach vorbei. Start 19 Uhr. Keine Anmeldung nötig. Eintritt frei. Wir starten am Samstag, 13. September mit:

„Neue Schreibdidaktik braucht das Land! Auch die Schulen!“:
Lesung der Mittelschul-Lehrerin und Gründerin der Young Freewriters Gundi Haigner aus ihrem Book-in- Progress: „Die 7 Minuten-Revolution: Freewriting in der Schule“.  Anschließend Podiumsgespräch zu freiem Schreiben und bestärkendem Text-Sharing mit Jugendlichen mit Gundi Haigner, Evi Hammani-Freisleben (Leiterin der Ausbildung zur Schreibtrainer:in – Writing & Empowerment), Julia Simon (Young Freewriters-Trainerin und Lehrerin). Wow!

 

Save the date!

Open House 2025: alles per Zoom, alles kostenlos

  • Fr, 19. Sep: Podiumsgespräch zum Thema „KI & Kreativität“
  • Sa, 20. Sep: Schreib mit uns! Kostenlose Mini-Workshops von 9-18 Uhr
  • So, 21. Sep: Sunday Morning Write-In per Zoom
    Details dazu gibt’s im nächsten Blogmail. Anmeldung schon jetzt möglich!

Aktuell im writers’studio Verein

1. Workshops & Retreats: Restplätze

2. Lehrgänge

  • Lehrgang Passion Writing – in Kunst, Handwerk & Community des literarischen & autofiktionalen Schreibens eintauchen, Start: Jan
  • Lehrgang Memoir Book – Aus ausgewählten Erfahrungen & Erkenntnissen ein literarisch spannendes Buchprojekt entwickeln, Start: Jan
  • Lehrgang Memoir Book II – In Community das eigene Buchprojekt vorantreibe, Start: 8. Nov

3. Kostenlose Zoom-Infoabende

4. Schreibtreffs

  • Sunday Mornig Write-Ins – Schreibtreff jeden 3. Sonntag im Monat, nächster Termin: So, 21. September
  • Salon Margareten – jeden 2. Samstag des Monats > Sa, 13. September. Neu: ab September neue Location: Gretl in 1050 Wien.

Aktuell im Institut für Schreibkompetenz
Für alle Angebote sind Weiterbildungsförderungen möglich!

1. Workshops

2. Lehrgänge

3. Kostenlose Zoom-Infoabende des Instituts

 

Brief 136: Wer schreibt mit mir? Summer in the city: New York, Berlin, Wien!

Liebe Schreibende,

Vor 2 Jahren begann einer meiner Briefe übers Schreiben an euch mit „Ich liebe ChatGPT“ (weil es neue Schreibdidaktik in den Schulen bringen wird. Dazu mehr ein andermal). Nun schreibe ich euch: Ich liebe den Sommer in der Stadt. In den Städten! Zum Schreiben! Ja, ich weiß, manche denken da an Flucht, raus in den Wald, an den Strand etc. Ich hingegen fahre im Sommer in Großstädte, um an meinem Buchprojekt weiterzuarbeiten und veranstalte für mich und andere ein Retreat mitten im wunderbar entspannten und vielfältigen Sommer-Wien am Schreibfluss.

Letzten Sommer war ich 2 Wochen in New York, schrieb an Vormittagen in meiner allerliebsten Bibliothek, in der erhabenen New York Public Library in Midtown Manhattan im großen Lesesaal mit alten, langen Holztischen und breiten, bequemen, amerikanischen Stühlen mit Blick auf das hübsche Empire State Building. Abends kam ich manchmal nochmals von meiner Tausch-Wohnung weit draußen in weiterlesen →

Brief 135: Transformation des writers´studio! Neues Zuhause für Jugendstil-Bauhaus Schreibtisch gesucht

Liebe Leute,

das sind die Tage der Transformation. Wir werden Schreibplätze ändern. Aber Schreibtische zu wechseln, ist durchaus eine altbewährte Strategie großer Autor:innen.Christine Nöstlinger hat einmal bei einem Podiumsgespräch in einer Wiener Buchhandlung, bei dem ich Gast war, erzählt, dass sie drei oder mehr Schreibtische in ihrer Wohnung hat. Sie hatte pro Buchprojekt oder Genre einen eigenen Tisch, auf dem alles bereit lag. Manchmal hing es vielleicht auch von ihrer Laune ab, wo sie sich zum Schreiben hinsetzte. Ich stelle mir vor, wie eine der Lieblingsautorinnen meiner Kindheit in den 1970er Jahren, als sie „Maikäfer flieg!“  oder „Dschi Desche-i Wischer“*  schrieb, hin und her flitzte zwischen ihren Tischen, auf denen jeweils stapelweise Papier, Bücher und Stifte lagen. Hatte sie mehrere Schreibmaschinen?

Ich habe auch einige Schreibtische: in meiner Wohnung und weiterlesen →

Brief 134: Was Textprojekte am stärksten vorantreibt

Liebe Schreibende,

was Textprojekte am stärksten vorantreibt, ist unserer Erfahrung nach: sich gemeinsam mit anderen für einige Tage an einem schönen Ort zum Schreiben und Feedbacken zurückzuziehen. Das gibt Struktur, Zeitplan, Community und ermöglicht, den Alltag für eine Weile hinten anzustellen. Vor allem aber macht es Freude. Und was tut dem Schreiben besser als, wenn es Spaß macht? Anders gesagt: was stört das Schreiben mehr als Angst (vor Noten, Kritik etc.) oder Einsamkeit (Genie allein zu Haus)? Über die Jahrzehnte, wie ich nun schon sagen kann, habe ich erlebt, wie freudvolle Retreats mich und andere in Flow bringen und viele, viele, viele Seiten hervorbringen.

Hier also drei Retreats des writers´studio, die ich euch heute ans Herz legen möchte.
Rasch anmelden, beschränkte Teilnehmer:innen-Zahl! Schreib mit:

1. writers’studio Summer Retreat in Wien
In unsrem Schreibschlösschen am Wienfluss mit Judith Wolfsberger:
Mo, 11. bis Fr, 15. August 2025
Schreiben mitten in der sommerlich relaxten Kulturstadt

Diese Gelegenheit gibt es nur noch 1x im Schreibschlösschen.

2. Writers Retreat im Südburgenland
In einem Obstgarten in Bad Tatzmannsburg mit Markus Mersitz:

Do, 14. bis Mi 18. August 2025 (auch verkürzt möglich 14.-17.8.)
Zur Ruhe kommen, schreiben, feedbacken und die Sonne genießen.
Ach, das Burgenland, meiner Meinung nach das sympathischste Bundesland Österreichs.

3. Writing Retreat in einem venezianischen Palazzo
Do, 20. bis So, 23. November 2025 mit Judith Wolfsberger:
Gemeinsam in der legendären Stadt am Wasser schreiben und durch die unwirklich schönen Gassen flanieren.

Venedig ist sowieso einzigartig (und Ende November auch vergleichsweise wenig touristisch), aber ich sage euch: dieser Palazzo mit den Schreibsälen mit Blick über Venedig ist einmalig schön und inspirierend!

Ich wünsche dir, dass du den Sommer fürs Schreiben nutzen kannst, bei einem Workshop oder Retreat. Ich freue mich, dich zu sehen!
Judith

PS: Wir haben unseren Roman schreiben-Workshop mit Marcus Fischer nun in den Sommer (31. Juli – 3. August) gelegt. In unseren Räumen am Wienfluss kommt was in Gange!

PPS: Weitere Sommer-Workshops vor Ort: Collage Dream Writing zu den Ahninnen (Juli), Am Fluss- Beobachten & Schreiben (Juli), Writers Tricks (Juli/Aug.), Short Story (August), Life Writing (August), Young Freewriters (August)

 

Aktuell im writers’studio Verein

1. Restplätze für Workshops & Retreats

2. Kostenlose Infoabende des Vereins

  • Zoom-Infoabend zu den Lehrgängen Passion Writing und Memoir 25/26: Di, 17. Juni

3. Schreibtreffs

Aktuell im Institut für Schreibkompetenz
Für alle Angebote sind Weiterbildungsförderungen möglich!
1. Restplätze

2. Lehrgänge

3. Kostenlose Infoabende des Instituts

Fotorechte: Judith Wolfsberger, Markus Mersits (Foto Burgenland)

 

Brief 133: Beginners Mind: immer wieder!

Liebe Schreibende,

Erstmals habe ich ihn in Natalie Goldbergs Jahrhundertbuch „Writing down the bones“ (Schreiben in Cafés) wahrgenommen. Sie beschreibt darin, wie sehr es sie fasziniert und berührt, wenn Menschen das erste Mal in einen Schreibworkshop kommen und das freie Schreiben entdecken. Was da alles aufgeht: das Herz, der Geist, die Kreativität. Auch wir merken das in jedem einzelnen Writers´Tricks Workshop. Auch wir Trainer:innen sind  – wie Natalie Goldberg – immer wieder berührt und lassen uns gerne anstecken vom Beginners Mind der Teilnehmer:innen. (Nächste Start-Termine für Writers Tricks per Zoom und in Wien 22.5., 31.7. und 3.10. Mach mit!)

Es braucht, so auch Natalie Goldberg, diesen Anfänger:innen-Geist immer wieder. Bei jedem Text, jedem Projekt, jedem Schritt im Leben. Was heißt das? Unvoreingenommen sein, offen zu sein für eine neue eigene Perspektive, für Ideen und Erkenntnisse, die einen auch aus dem Konzept werfen können, aus der ewigen gleichen Walze. Im Lernen bleiben!  „Lernen heißt“, so sagte es Barbara Bartmann, meine weise Lehrerin und Miterfinderin unserer innovativen Ausbildung zur Schreibtrainer:in, „eigene Gewohnheiten in Frage zu stellen und zu verändern. Deswegen ist Widerstand gegen Lernen und Veränderung ist normal. Aber, nur wer sich dennoch öffnen kann für Neues, lernt, entwickelt sich, ist kreativ.“ Unsere Aufgabe als writers´studio ist es, seit über 20 Jahren, sichere und bestärkende Räume zu schaffen (in Zoom und in Wien), in denen sich der Geist, die Seele, ja selbst der Körper, der die schreibende Hand bewegt, öffnet für Neues, Überraschendes, auch Gefährliches, im Sinne von: noch nicht einzuordnen. Beginners Mind eben.

„Beginners Mind“ wird auch in Ba Ossege Workshop „Lets do HerStory“ trainiert: schauen wir mit frischem Blick auf Geschichten, wie sie über Frauen seit Jahrhunderten geschrieben wurden, Märchen, Mythen und Erzählungen aller Art. Drehen wir sie um, schreiben wir sie neu. Nehmen wir nichts als gegeben und unveränderbar an. Wir sind die, die schreibend Frau-sein definieren. Mach mit beim Zoom-Workshop, ab Mo, 5. Mai. Schnell anmelden!

Diesen Januar habe ich  auf meine Jahrescollage das obige Foto geklebt, das ich in einer Lade wiederentdeckt habe. Ich hatte es in der Anfangszeit des writers´studio für Vorträge an der Uni Wien benutzt. In den frühen 2000er Jahren hielt ich Vorträge zum Thema „Diplomarbeit schreiben“, das Feld – innovative Schreiblehre an Unis – war noch ziemlich unbeackert. Viele in meinem Umfeld fragten mich damals: „Wer braucht so etwas überhaupt?“ „Wie soll das gehen?“  Doch ich erlebte jeden Tag in meiner Arbeit, wie offen Studierende, die mit ihren Abschlussarbeiten nicht weiterkamen, für neue Schreibstrategien und bestärkendes Feedback waren. Diese Vorträge waren ein Beginn für so Vieles!

Nun schaue ich auf dieses Bild aus den frühen 2000er Jahren, das nun auf meiner Jahrescollage von 2025 klebt. Das Foto mit 4 frames, aufgenommen mit einer analogen Lomo-Kamera, zeigt eine Frau, die eine Seifenblase in die Welt schickt. Wieso klebt es auf meiner Jahrescollage? Ich kehre zurück zum Beginners Mind – wir denken das writers´studio neu. Mehr dazu beim nächsten Mal! – es bleibt spannend.
Keep on writing, keep opening up your mind!
Judith

PS: Bau doch in deine Sommerplanung einen Präsenz-Workshop in unserem Schreibschlösschen am Wien-Fluss ein: Journal Writing (Juni), Collage Dream Writing zu den Ahninnen (Juli), Am Fluss- Beobachten & Schreiben (Juli), Writers Tricks (Juli/Aug.), Short Story (August), Life Writing (August), Young Freewriters (August), Roman schreiben (September)
PPS: Achtung: Am Mi, 7. Mai ist der erste Infoabend für den nächsten Durchlauf unser famosen Ausbildung zur Schreibtrainer:in (Start Okt.) Empowerment & Beginners Mind!

 

Aktuell im writers’studio Verein

1. Restplätze für Workshops & Retreats

2. Kostenlose Infoabende des Vereins

3. Schreibtreffs

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2. Lehrgänge

3. Kostenlose Infoabende des Instituts

 

Fotorechte: Judith Wolfsberger

Brief 132: Wie ich allein in der österreichischen Wüste Ideen herbei geschrieben und entwickelt habe

Liebe Schreibende,

zwischen dem 18. Februar und 4. April habe ich in meinem „Magic Idea“-Notizbuch 256 (!) Seiten (A5) geschrieben, gekritzelt und gemalt. Nun ist es voll. In sieben Wochen 256 Seiten Magic-Mindwriting, um mir klar zu werden, über ein paar große Fragen, die ich in mir wälze. Und nun nach 256 Seiten und einer Radfahrt in der österreichischen Wüste ist die Idee klar und mein Plan fortgeschritten. Es dreht sich um mein Buch und um das writers´studio. Die  Frage ist, wie es weitergeht mit all dem. Und was meine eigene Antwort ist, auf die derzeitige Lage der Welt und meines Landes.

Vorige Woche bin ich für zwei Tage ins Burgenland gefahren, mit Schnellbahn, Rad und Minigepäck. Laptop, Magic Idea-Notizbuch und Füllfeder. Fuhr durch die weite, windige, wüstenartige Landschaft entlang des Neusiedlersees, gegen starken, kalten Wind, trotz Bewölkung und manchmal Nieselregen. „You are crazy“, dachte ich mir, die Fahrt zum Hotel dauerte drei Stunden statt eineinhalb. Anfangs blieb ich noch ein paar Mal stehen, wie geplant, und machte mir Notizen zum Buchkapitel, an dem ich gerade arbeite. Dann strampelte ich nur noch und murmelte Fragen vor mich hin über meine unbekannten Verwandten in Amerika, die ich im Archivmaterial ausgegraben habe. Im Hotel, in dem ich der einzige Gast war, fiel ich in tiefen Schlaf. Perfekt für MAGIG MINDWRITING. Sich selbst herausfordernde Fragen stellen,  sich viel bewegen, gut und tief atmen, schreiben, wieder andere Fragen stellen, Weite erleben, tief schlafen, viel schreiben, begrenztes Alleinsein zur Fokussierung, schräge Fragen, freies Spiel der Antworten, Perspektivenwechsel, wieder gut schlafen, spaziergengehen, weiter schreiben im Magic Idea-Buch. Freien Gedankenflug, genau das brauchen wir.

Nun 3 Einladungen, 1 good news & 1 Tipp:

1.)  Am 8. Mai halte ich das Magic Mindwriting-Seminar (per Zoom), und zwar zum vorerst letzten Mal für einige Zeit. Also kommt jetzt und schreibt mit! Zukunftsfragen, frische Strategien, tiefe Intuition durch Schreiben, Atmen, Bewegen. Ganz easy und so wirksam! Achtung: für dieses Seminar sind Weiterbildungs-Förderungen vom waff, Bildungsförderungen der Bundesländer etc möglich. Hol dir deinen Kostenvoranschlag und informier dich, wie viel Weiterbildungs-Förderung dir zusteht!

2.)  Am 12. April, werde ich mich mit der Autorin Irmgard Kramer* bei unserem Salon Margarten darüber austauschen, wie unbekannte Verwandte im Archiv auftauchen und durch Schreiben, Intuition, Recherche und Phantasie zum Leben erweckt werden können (also wenn das nicht magisch ist!?).
(*Wer macht mit bei Irmgards tollem Kinderbuch-Seminar im Oktober?)

3.)  Am Sonntag, 13. April, halte ich die Schreib- und Feedback-Gruppe Text-Sharing- Matinee in Wien 5. Alle Texte brauchen Friendly Feedback, alle Schreibenden auch. Ich freue mich auf eure Texte und Berichte zu euren (magischen) Schreibprozessen!

Bis bald,
Judith

PS: Good news (endlich!): Wir konnten es nun einrichten, dass für die so beliebten Workshops „Short Story – Wie entstehen Geschichten? Wie kann ich sie spannend erzählen?“ in Wien 05 ab 4. August, per Zoom ab 24. September und „Life Writing – Schreiben als Werkzeug des Erinnerns und Reflektierens in Wien 05 ab 24. August Förderungen möglich sind ! Für alle, die in Wien leben, über den WAFF und für Menschen in den österreichischen Bundesländern über die jeweilige Landesregierung.

PPS: Mein persönlicher Tipp für Bildungsinteressierte: Teach for Austria sucht noch Menschen mit Studienabschluss und Engangement für Bildungsgerechtigkeit, die für 2 Jahren in eine Mittelschule oder in einen Kindergarten gehen und mit Kindern/Jugendlichen arbeiten, die von zu Hause her nicht so privligiert sind. Rasch bewerben bis 4. Mai. Sehr cooles Projekt mit großartiger Crash-Curs-Ausbildung und Supervision während der ganzen 2 Jahre. Do it!

 

Aktuell im writers’studio – Institut für Schreibkompetenz
Für alle Angebote sind Weiterbildungsförderungen möglich!
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2. Lehrgänge

3. Kostenlose Infoabende

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2. Kostenlose Infoabende

3. Schreibtreffs

Fotorechte: Judith Wolfsberger

Brief 131: Wie ich allein in der Wüste funkelnde Ideen herbei geschrieben habe

Liebe Schreibende,

im Januar bin ich zwei Mal grippal erkrankt und dazwischen habe ich mich um meinen ebenso erkankten Sohn gekümmert. Also alles mau! Alles fühlte sich diffus, energielos und vor allem ideenlos an. Ideenlos? Das ist das Schlimmste, finde ich. Nichts wie in die Wüste!

Ich hatte schon im November für Anfang Februar eine Reise in mein gutes, altes Kalifornien gebucht, wo ich schon viele private Schreib-Retreats bei einer Freundin und alleine in der Wüste abgehalten habe, die immer, wirklich immer, sehr produktiv gewesen sind. Die Stimmung in L.A. und Umgebung ist zur Zeit eher katastrophisch, „wild fires“ und der gemeingefährliche neue Präsident richten enorme Schäden an. Also, nichts wie in die Wüste! Nur was tut frau allein dort?

Ich hatte für eine Woche eine winzige Hütte in der „high desert“ in der Nähe des Joshua Tree National Parks gemietet. A homestead of ones own. Da gibt es kaum richtige Straßen, keine Straßenlaternen (wegen der Dark Sky Zone!) und die nächsten Nachbarn sind außer Sichtweite. Eine österreichische Freundin sagte: „Hast du da nicht Angst?“

Als ich dort war, dachte ich oft daran. Einmal schrieb ich in meine Morgenseiten das Zitat von Marge Piercy: „A strong woman is a woman strongly afraid.“ Ich hatte jeden Abend ein mulmiges Gefühl, wenn ich in der Dunkelheit vom Auto mit Taschenlampe in meine Hütte ging. Ich sperrte schnell die Tür hinter mir zu, zündete Kerzen an, legte Musik auf, drehte die Heizung hoch und ging Jetlag bedingt sehr früh schlafen. Ich liebe den Jetlagschlaf (nach dem Flug in den fernen Westen). Jeden Morgen beim Schreiben dachte ich: Diese Angst, dieses mulmige Gefühl, auch die manchmal aufblitzende Einsamkeit sind es so viele Male wert, denn was hier mit mir passiert, ist phänomenal.

Jeden Morgen gegen 5 Uhr, als es draußen noch völlig dunkel war, machte ich mir Tee, zündete wieder Kerzen an, legte wieder Musik auf und setzte mich zurück ins Bett zum Journal Writing. Auf meinem Nachttisch gab es Aquarell-Buntstifte, Pinsel, Wasserglas und während vor meinem Fenster die Sonne aufging, schrieb ich frei wie ein Vogel, oder wie ein Stern von hoch oben blickend. Alles neu. Ich zeichnete/kritzelte/malte mit bunten Farben in meinem Visual Diary, ich fragte, ich drehte in meinen Antworten alles Gegebene um, ich machte gedankliche Purzelbäume.  War so sehr bei mir und so frei im Denken und Formulieren. Das Buch „One Drawing a Day“ inspirierte mich ebenso wie  das „Freedow Writers Diary“ . Um 7 Uhr hatte ich schon die Welt neu erfunden, bereite mir ein deftiges Frühstück zu und machte mich für einen Morgenspaziergang durch die Wüsten-Nachbarschaft bereit.

Mit doppeltem Anorak, mit Mütze & Kapuze gegen den sehr starken und kalten Wind, mit Sonnenbrille und zweifacher Kamera (Handy und Lomo-Analog) spazierte ich über die Sandwege, fotografierte andere winzige Wüstenhäuschen und die Yoshua-Trees, die aussehen wie Marsbewohnerinnen, die hallo sagen. Vor allem aber überlegte ich während des Gehens, wie und wo es in meinem Memoir-Buchprojekt an diesem Tag weitergehen wird. Manchmal sprach ich erste Ideen auf das Diktiergerät am Handy. Ich konnte dann nicht schnell genug zurück in meiner Wüstenhütte sein. Dort schrieb ich am Laptop auf der Couch oder am Küchentisch sitzend eilig, drängend, ohne Wenn und Aber an einem Kapitel, das ich ein Jahr lang aufgeschoben, aufgehoben hatte für dieses Retreat. Ich hatte dafür genau diese sechs Vormittage und wollte unbedingt eine erste Version, einen „shitty first draft“, fertig bekommen.

Ich denke, was es braucht für Retreats alleine in der Abgeschiedenheit ist: Struktur, Rituale, Kontakt und Bewegung. Ich fand am ersten Tag in der Gegend ein tolles Yoga-Institut, Earth Yoga & Spa, wo ich dann jeden Nachmittag/Abend hinfuhr. Die Bewegung in der Gruppe tat gut und gab mir Gelegenheit zu etwas Smalltalk. Davor machte ich immer eine kleine Wanderung oder Erledigungen. Für mich ist es an solchen Schreibtagen wichtig, lange Pausen zu machen und aus dem Schreibzimmer wegzukommen. Auch das Herumfahren mit dem Auto in dieser dramatischen Wüstengegend bei lauter Musik weitete meinen Blick aus dem Bildschirmtunnel. Bei einem speziellen Atem-Workshop, der zufällig in „meinem“ Yoga-Studio angeboten wurde, purzelte dann plötzlich eine Erkenntis zu dem Buchkapitel hervor, an dem ich schrieb, die nun wirklich alles drehte. In meinem Buch, in meinem Denken.
Magic Mindwriting eben.

Wie kommt das Neue in die Welt? Schreiben, Malen/Kritzeln, Bewegung, All-ein-Sein und doch verbunden. Für all das müssen wir nicht in die Wüste fahren. Wer diese Strategien mal beherscht, kann sie auch in der Großstadtwüste oder in einer Waldhütte nutzen, um Ideenfindung & Selbtcoaching auf völlig neue Ebenen zu  heben.

Komm in unsere Workshops:
o    Visual Diary: Spielerisches visuelles Gestalten im Journal als Türöffner & Vertiefung, Präsenzworkshop mit Ida Räther-Kronica (ab 3. April)
o    Journal Writing: Ein Schreibraum mit dir selbst, Präsenzworkshop mit Barbara Lachnit (ab 1. Mai)
o    Magic Mindwriting: Ideenfindung & Selbstcoaching durch freies Schreiben, Zoom-Workshop mit mir (ab 8. Mai). Jetzt neu hinzugefügt in unserer genialen Workshop-Serie Inky & the Brain*.

Ich freue mich schon sehr auf Samstag, wo wir in unserem coolen Salon Margareten die Geschichte der Margareta unseres Bezirks gemeinsam neu schreiben werden! Yeah! Komm!

Wir freuen uns auf dich!
Judith

PS: Oftmals haben Blog-Texte & Mailings eigentlich die Form von „Essays“. Hat er dir mein hiesiger Essay über mein Ideen-& Schreib-Retreat in der kalifornischen Wüste gefallen? Dich zum Nachdenken und Tun angeregt? Möchtest du auch Essays schreiben, über dein Spezialthema? Komm in meinen Workshop „Starke Essays, Kommentare & Meinungstexte: Endlich ICH schreiben!“ (Start am 1. April), er ist Teil der Serie „Inky & the Brain“ und förderbar.

*PPS: Alle Workshops der Serie Inky & the Brain sind förderbar! Weil unser Institut für Schreibkompetenz mit dem Wien Cert und dem ÖCert zertifiziert ist, kannst du beim WAFF und anderen Fördereinrichungen Geld dafür bekommen! Diese Woche startet der von Evi Hammani-Freisleben neu entwickelte Workshop „Creative Ink Tank: Kreative Methoden für die Wissenschafskommunikation“ (ab Di, 4. März!). Komm!

 

Aktuell im writers’studio Verein

1. Restplätze für Workshops & Retreats

2. Kostenlose Infoabende

3. Schreibtreffs

4. Save the date

  • writers’studio Open House 2025 – einen Tag lang gratis Mini-Workshops & Austausch, Kaffee & Inspiration: Sa, 20. Sep
  • Writing Retreat in Venedig – Termine: 20.-23. November

Aktuell im Institut für Schreibkompetenz

1. Restplätze

2. Lehrgänge

3. Kostenlose Infoabende

Fotorechte: Judith Wolfsberger

Brief 130: Wir schreiben Margarete neu! Komm zum Salon!

Liebe Schreibende,

wir wollen heuer im Frühling Virginia Woolf spielen! Wir schreiben jetzt die Geschichte um, neu, anders. Virginia Woolf hat die Geschichte ihrer Freundin und zeitweiligen Geliebten Vita Sackville-West auf den Kopf gestellt, schräg, neu, spannend gemacht. Der Roman „Orlando“, den sie auch als „Biographie“ bezeichnet hat, erzählt die Geschichte eines Sohnes aus reichem adeligem Hause, der Jahrhunderte lang lebt. Irgendwann wird Orlando zur Frau. Immer will sie schreiben, immer will sie frei sein, immer will sie zu einer community of writers & adventurers dazugehören, statt fadisierte Adelige oder fadisierte Ehefrau zu sein.

Wir schreiben am Samstag, 8. März 2025, bei unserem fabelhafen Salon Margareten nun gemeinsam die Geschichte der historischen Margarete, Namensgeberin unseres Bezirks und unseres Salons um, neu  und anders! Ba Ossege, die mit ihrem Workshop „Her Story“ seit Jahren zeigt, wie wir alte Texte und Geschichten feministisch neu lesen und überschreiben können, wird diesen Abend moderieren. Wir haben Großes vor, immerhin soll hier die öffentliche Geschichte von Margarete in neuem Glanz erstehen.

Frappierend ähnlich sind die Geschichten von „Margarete von Tirol“ und Vita Sackville-West: beide wurden als einzige Nachkommen ihrer adeligen Eltern um ihre Erbschaft geprellt, weil sie Frauen waren. Das war die Urgeschichte, die Virginia Woolf dazu veranlasst hat „Orlando“ zu schreiben. Indem sie eine „Biographie“ schrieb, weiterlesen →

Brief 129: Raus aus der Kanzler Kickl-Schockstarre, rein in das geistige Empowerment!

Liebe Schreibende,

vor einem Jahr habe ich auf meine Visionscollage (für 2024) spontan ein Foto und ein Zitat von Sophie Scholl, dem großen Idol meiner Jugend, geklebt. Sie ist als sehr junge Frau mit kurzem Haar zu sehen, etwa 1933, die in jeder Hand einen Medizinball hält und in die Ferne schaut. Das Zitat von ihr (vermutlich aus ihrem Tagebuch), das in der Zeitschrift neben dem Foto stand, lautete: „Die Brävste bin ich nicht. Die Schönste will ich gar nicht sein. Aber die Gescheiteste bin ich immer noch!“ Ich habe das ganze vorige Jahr nicht verstanden, warum ich dieses Bild und dieses Zitat für meine Collage ausgewählt hatte. Als ich vorige Woche  einen jungen Supermarktangestellten sah, wie er in seiner Arbeitspause die Rede von H. Kickl am Handy in hoher Lautstärke anschaute und befriedigt nickte, war meine Kanzler Kickl-Schockstarre augenblicklich überwunden. Sophie Scholl tauchte vor mir auf, ihre Flugblätter, ihr wacher Geist, ihr Mut, ihre glasklare Voice! Ich musste, während ich mein Rad mit Einkäufen bepackte, noch eine Weile unfreiwillig Kickl zuhören und stellte mir vor, wie der junge Verkäufer und mit ihm so viele begeistert sein werden. Ich sah vor mir, wie Kickl sie mit seiner nun staatsmännischen Kreidestimme weiter um den Finger wickeln wird. Sie werden sagen: „Ach was, so ein Kanzler ist doch nicht so schlimm. Endlich passiert was.“

Wir müssen jetzt GENAU hinschauen, was da passiert und „LAUT schreiben“ (wie eine Teilnehmerin es unlängst formulierte). Und wir müssen immer mehr junge Menschen dazu befähigen, verführerische Kreidestimmen zu lesen und stark zu schreiben!  Ja, Lesen und Schreiben sind politische Kompetenzen. weiterlesen →

Brief 128: Learn to say “Fuck you” to the world once in a while

Liebe Schreibende,

dies ist kein Weihnachtsgruß, auch wenn ich euch sehr erholsame Feiertage wünsche. Dies ist vielleicht ein Anti-Weihnachtsgruß. Unpassend, aber wichtig.

„Learn to say “Fuck you” to the world once in a while”, schreibt Sol Lewitt in einem berühmt gewordenen Brief an Eva Hesse*. Also ein bildender Künstler schickt an seine Kollegin einen langen Motivationsbrief (im April 1965), in dem er die zentrale Frage jedes kreativen Schaffens auf sensationelle Weise beantwortet: Wie umgehen mit den inneren Stimmen, der inneren Kritiker:in, Zweifler:in, Blockierer:in, Aufschieber:in? Einmal auf die Welt zu sch… bezieht sich weniger auf Arbeit, Geld, Familie und Soziale Medien als vielmehr auf die innere Vorstellung, allen möglichen und unmöglichen gesellschaftlichen und eigenen Vorgaben entsprechen zu müssen – mit dem eigenen Schaffen oder bevor es „erlaubt“ ist überhaupt zu schreiben, malen, zeichnen etc.

Sol Lewitts Brief beginnt so:
„Dear Eva,
it will be almost a month since you wrote to me and you have possibly forgotten your state of mind (I doubt it though). You seem the same as always, and being you, hate every minute of it. Don’t! Learn to say “Fuck You” to the world once in a while. You have every right to. Just stop thinking, worrying, looking over your shoulder, wondering, doubting, fearing, hurting, hoping for some easy way out, struggling, grasping, confusing, itchin, scratching, mumbling, bumbling, grumbling, humbling, stumbling, numbling, rumbling, gambling, tumbling, scumbling, scrambling, hitching, hatching, bitching, moaning, groaning, honing, boning, horse-shitting, hair-splitting, nit-picking, piss-trickling, nose sticking, ass-gouging, eyeball-poking, finger-pointing, alleyway-sneaking, long waiting, small stepping, evil-eyeing, back-scratching, searching, perching, besmirching, grinding, grinding, grinding away at yourself. Stop it and just DO!“

Schau dir den ganzen handschriftlichen Brief von Sol Lewitt an oder die geniale Lesung des britischen Schauspieler Benedict Cumberbatch auf Youtube!

Der Brief enthält viele wichtige Botschaften. Eine davon ist: Egal wie gut jemand ist, wie anerkannt, erfolgreich, blablabla… diese  inneren Stimmen gibt es immer. Wenn wir darauf warten, dass sie verschwinden, dann heißt das, auf kreatives Tun zu verzichten. Zu schreiben ist immer ein Wagnis, auch gegen sich selbst. Also, finde deine Wege, diese Stimmen zu stoppen. Es gibt keinen einfachen Ausweg, no easy way out, wenn ich etwas Eigenes kreieren will, dann muss ich da durch. Ja, natürlich, in den Workshops des writers´studio zeigen wir viele Strategien, wie das Schreiben leichter wird, wie das Handwerk für den Schreibprozess, bestärkendes Sharing & Responding, inspirierende Community, Schreibtreffs- und Retreats. Aber dann kommt der Moment, an dem du dich (alleine) hinsetzen musst und (weiter) machen mit deinem Projekt. Auch, wenn es schwer ist.

Weiter unten im Brief schreibt Sol Lewitt an Eva Hesse, es könne sein, dass es ihr  besser gehen würde, wenn sie das Zeichnen/Malen/Künstlerinsein und -werden hinter sich lassen würde, aber er glaube es nicht: “But if life would be easier for you if you stopped working – then stop. Don’t punish yourself. However, I think that it is so deeply engrained in you that it would be easier to DO!”
Also: Wenn du merkst, dass es dich unglücklich, unrund macht, wenn du nicht schreibst, ein Projekt nicht weiterführst, dann wird es notwendig sein, all diese Stimmen („the world“!) mal konsequent zu ignorieren, sich hinzusetzen und irgendwie zu beginnen. Es „einfach“ zu TUN. Wichtig: mit wenig Anspruch, um in Flow zu kommen. Denn Sol Lewitt schreibt weiter:

“Try to do some BAD work – the worst you can think of and see what happens but mainly relax and let everything go to hell – you are not responsible for the world – you are only responsible for your work – so DO IT. And don’t think that your work has to conform to any preconceived form, idea or flavor. It can be anything you want it to be.”

Nun ist gerade zu Weihnachten eine Zeit, in der die allermeisten keine Gelegenheit für Rückzug zum kreativen Schaffen haben. Während manch andere sehr viel Zeit haben, wenn alles geschlossen ist und sie nicht Weihnachten feiern, aus welchen Gründen auch immer. Deswegen haben wir immer mehrere Workshops in den Weihnachtsferien, Rückzugsräume, um ins TUN zu kommen gleich am Anfang des Jahres:

 

1. Ich freue mich sehr, wenn du noch in mein Mindwriting zum Jahreswechsel (2.-5. Januar in Wien und/oder per Zoom)  kommst! Ein paar Plätze sind noch frei. Wir finden schreibend die Spur zu den Dingen, die dir wirklich wichtig sind im neuen Jahr, dann geht’s leichter. Hier ein neues kurzes Video dazu.

2. Ebenso eine lange Tradition hat das Life WritingSeminar von Anna Ladurner in den Weihnachstferien. Heuer schon ausgebucht, aber ein Tipp für nächstes Jahr? (Weitere Termine unterm Jahr sind noch buchbar)

3. Am 6. Januar startet wieder Zona Rosa: Erotisches Schreiben für Frauen*“ mit Johanna Vedral, ein ganz besonderer Zoom-Workshop. In geschütztem, wohligem Rahmen schreiben wir Texte über weibliches Begehren – jenseits der Mainstream-Fantasien aus männlicher Sicht. Hier ein neues kurzes Video dazu.

4. Am 7. Jänner startet eine verkürzte Variante unseres Workshops Writers´Tricks, der dein Schreiben auf eine ganz neue Schiene bringt. Life changing und so wohltuend – auch für Menschen, die beruflich schon viel schreiben! Als Teil unserer neuen Serie Inky & the Brain buchbar oder auch einzeln. Go for it!

Ich werde mich in der Weihnachtswoche zum Schreiben zurückziehen, um in der stillen Zeit eine Megaparty mit den Figuren und Entdeckungen meines Buchprojekts zu machen…

Happy Festive Season – wie immer du sie gestaltest,

Judith

PS: Achtung: Am 25. Januar starten wir wegen großer Nachfrage eine 2. TIP-Gruppe: Ausbildung zur Schreibtrainer:in (Schreibkompetenz und Empowerment). Die letzte Möglichkeit Writers Tricks als Voraussetzung für diesen Lehrgang zu besuchen, ist am 7. Januar 2025!

*PPS: Mehr über die beiden Künstler:innen, ihre Beziehung und diesen Brief im sehr empfehlenswerten Blog von Maria Popova:www.themarginalian.org.
Hintergrundgeschichte auf gwarlingo.com.

 

Aktuell im writers’studio Verein

1. Restplätze für Workshops & Retreats

2. Lehrgänge

3. Schreibtreffs

Aktuell im Institut für Schreibkompetenz

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