Brief 33: Website texten, Buch schreiben und Haikus am Weg zu Hausbesuchen

dr-susanne-pusarnig

Liebe SchreiberInnen,

vor einem Jahr kam die praktische Ärztin Susanne Pusarnig zum ersten Mal ins writers´studio. Sogleich meldete sie sich für unseren 1-jährigen Schreib-Lehrgang „Writing for your Profession“ an. Seitdem sprudeln bei ihr die Texte und Projekte nur so heraus: Materialien für Vorträge, Webtexte und ein Sachbuch für ihre Diabetes-PatientInnen. Und ganz nebenbei Haikus während sie am Weg zu einem Hausbesuch auf der Kreuzung wartet J. Susanne ist eine typische TeilnehmerIn unserer Lehrgänge, und deswegen habe ich sie für Euch interviewt.

Judith: Susanne, wie hat sich dein Schreiben verändert seit du ins writers´ studio gekommen bist?
Susanne: Ich habe erfahren, wie man einfach drauf los schreiben kann, die Hand, der Stift, die Gedanken laufen wie von alleine. Das Ergebnis davon ist einfach: Geschrieben zu haben! Für´s erste ist es gut, keinen Anspruch an Form, Sprache und kluge Gedanken zu stellen. Seit einem Jahr beginnen meine meisten Tage so: Ich schreibe „Morgenseiten“, wie wir es damals im Writers Tricks-Modul ausprobiert haben. Einfach vor sich hin schreiben, dabei klären sich Gedanken, der Tag wird überschaubarer, Ziele und Werte wieder bewusster. Die Morgenseiten sind eine liebe Gewohnheit geworden, Zeit für mich, eine Gelegenheit, Langeweile, Ärger, Unlust rauszuschreiben und danach den Tag besser zu beginnen. Und ganz nebenbei ist das auch eine Übung im professionellen Schreiben selbst.

J: Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen einen Schreib-Lehrgang zu besuchen?
S: Ein Abend bei meinem Sohn und seiner Freundin: Sie erzählt, sie mache eine Ausbildung zur „Schreibtrainerin“
„ Wie – ? Nie davon gehört.“
Ja, da gebe es Kurse, man treffe sich und schreibe stundenlang vor sich hin und höre viel über die Technik des Schreibens…
„ – Technik des Schreibens? Schreib-Technik???“
Naja, auch Schreiben habe viel mit Handwerk zu tun, mit Übung auch. Ja, man könne Schreiben auch richtig „trainieren“…
„Trainieren? Schreiben?“ – langsam wurde es interessant.
Dort gäbe es auch Wochenend-Seminare und Kurse für Leute, die wissenschaftliche Arbeiten zu Ende bringen wollen. Und Kurse für die, die Bücher schreiben wollen oder Gedichte oder Drehbücher. Man treffe sich da in einem kleinen Studio mit netten Leuten, die alle auch an ihrer Schreib-Technik arbeiten. Und es gäbe Schreibtreffs, Schreib-Urlaube, Schreib-Nächte: Zeiten, in denen sich Leute zusammen finden, um einfach nur zu schreiben.
Ich hörte ihr zu, bat sie immer wieder weiter zu erzählen – und ich wusste plötzlich: Ja, ich will wieder schreiben. Ich würde da hingehen, Kurse machen, schreiben. Ich habe gespürt, da ist etwas, was jetzt gut und richtig ist für mich.

J: Wieso „wieder“ schreiben?
S: So lange hatte ich das vergessen, ich hatte in der Schule immer gerne und sehr gut geschrieben, hatte ja einen Buchhändler als Vater gehabt, hatte mich eine schwierige Jugend hindurch in Bücher verkrochen und Deutsch und Literatur geliebt. In meiner Ausbildung und in meinem Beruf als Ärztin war das Schreiben viele Jahre nicht mehr vorgekommen. Jetzt war die Zeit dafür da – na eigentlich würde ich genau so wenig Zeit haben wie sonst auch als praktische Ärztin, doch die Erzählungen vom Schreiben lockten mich. Irgendwie würde es schon gehen, irgendwie würde ich mir die Zeit dafür nehmen.

J: Du hattest ja auch gerade neue berufliche Pläne…
S: Ich begann gerade meinen beruflichen Schwerpunkt zu Diabetes ausbauen. Mittels Vorträgen, Kursen, Homepage – und nun die Idee; da gehört ein Buch dazu! Ja, dachte ich, ich schreibe ein Buch! Ein Buch für Patienten, in dem ich meine Erfahrung aus 25 Jahren reinpacke, in dem ich Informationen geben, Mut mache mit einer chronischen Krankheit gut umzugehen! Zum Glück ahnte ich da noch nicht, wie viel Arbeit in einem Buchprojekt steckt.

J: Was hast du gelernt über´s Schreien eines Buches?
S: Ich lernte, wie man ein größeres Textprojekt angeht, Ideen fokussiert, LeserInnen definiert, ein Expose schreibt und was ein Rohtext ist. Inzwischen hab ich einen klaren Plan, schreibe emsig und mit viel Freude Kapitel für Kapitel. Und hole einmal im Monat in der „Book-in-Progress“-Gruppe Feedback ein, um die Texte dann besser überarbeiten zu können. Schön ist das.

J: Was am Lehrgang hat dir am meisten Spaß gemacht?
S: Ach, das ist schwer zu sagen… Aber ganz am Anfang im Lehrgang haben wir uns mal an der wohl kleinste Textform versucht: Haikus. Es macht Spaß, Wörter hin- und herzudrehen, bis sie genau in die kurzen Zeilen passen. Und es bringt mich dazu, Gefühle, Eindrücke genau zu spüren. Im Kopf bastle ich an einem Haiku, wenn ich mit dem Auto zu Hausbesuchen fahre oder irgendwo warte. An den roten Ampeln schreibe ich´s auf, oder vor dem Aussteigen. Mein Kilometerbuch ist nun, von hinten aufgeblättert, auch ein kleines Haiku-Buch.. So nehme ich Wolkenstimmungen, Wärme, Sonne, Regen, Tiere, Menschen genauer und tiefer wahr, bin konzentrierter und nicht immer schon in Gedanken bei der nächsten Aufgabe, beim nächsten Patienten.

J: Du hast ja auch eine Kunst-Figur entwickelt, anhand der du dein Knowhow im als Ärztin locker und gut verständlich vermitteln willst, die „Zuckerltante“.

S: Die „Zuckerltante“ läßt mich schräg sein, direkt, frech und sehr verständnisvoll. Ich kann beim Schreiben besser eingehen auf die Fragen und die Verunsicherung der „frisch entdeckten“ Diabetiker. Es wird sicher kein trockenes oder ärztlich-überhebliches Sachbuch. Ich hab richtig Spaß beim Schreiben und hoffe, dass meine PatientInnen und LeserInnen das dann auch beim Lesen haben werden.

J: Danke, Susanne Zuckerltante! Alles Gute für´s Fertigstellen der neuen Website und deines Buches.

Liebe Blog-LeserIn, wenn du ÄrztIn, TherapeutIn, TrainerIn bist oder eine kennst… oder in einem ganz anderem Bereich viel Knowhow hast, das du in die Welt hinaustragen willst, dann komm bzw. schick deine KollegInnen zu uns. Der Infoabend zum Lehrgang ist diesen Do, 24. Okt. um 18 Uhr. See you there?

Eure Judith Schreibtechniken für ProfessionistInnen

PS: Wir nutzen nun Facebook als unsere Aktuell-Seite. Da gibt´s regelmäßig neue Infos zu Workshops & Wettbewerben, Buchtipps, Links, Einladungen, Seminarberichte und einen „live stream“ meines Schreibtreffs. Schau vorbei.

AKTUELL IM WRITERS´STUDIO:

1. Restplätze:

Die große Kunst des Überarbeitens: Figuren, Dialoge, Spannung. Start Fr, 25. Okt.
1 Day Writers Retreat: Schreibmontag auf der urbanen Insel am 4. November im writers´ studio
Drehbuch: Wie wird eine kurze Geschichte zum Filmscript? Start: Mo, 4. Nov.
Personal Essay: Feuer im Herzen & scharfe Argumente! Start: Mi, 13. Nov.

2. Gratis Infoabende:

Do, 24. Okt., 18 Uhr: Infoabend zu den beiden 1-jährigen Intensiv-LehrgängenPassion Writing“ und „Writing for your Profession

Do, 7. Nov., 18:30 Uhr: Infoabend zu allen Einzel-Seminaren im Bereich “Writing for your Profession“ = Sachbuch, Journalismus, Pressemitteilungen, Social Media, Hot Text, Sprachlicher Feinschliff

3. Schreibtreffs im writers´studio:
Einfach kommen. Keine Anmeldung nötig.
Schreibnacht: Jeden 1. Freitag im Monat.
Schreib-Fabrik mit Feedback: Achtung: Ab September jeden 3. Donnerstag im Monat.
Schreib-Café mit Easy Yoga: Jeden letzten Donnerstag im Monat